
Rede zur Auszeichnungsfeier „Europaaktive Kommunen NRW 2016“
Eröffnungsrede desEuropaministers für die Auszeichnungsfeier „Europaaktive Kommunen NRW 2016“
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Abgeordnete Kammerevert,
sehr geehrte Herren Abgeordnete Engstfeld, Kämmerling, Köster und Spinrath,
sehr geehrter Oberbürgermeister,
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,
liebe kommunale Familie,
sehr geehrter Herr Pöttgen,
ich darf Ihnen die herzlichen Grüße unsere Ministerpräsidentin Hannelore Kraft übermitteln.
Die europäische Idee steht für mich für Vielfalt, Toleranz, Demokratie, Menschenrechte, Meinungs-, Glaubens- und Versammlungsfreiheit, Achtung voreinander und Kümmern umeinander. Sie steht für die Vorstellung, dass man gemeinsam Mehr erreichen kann als alleine. Diese europäische Idee wird besonders vor Ort, in unseren Städten und Gemeinden sichtbar. Und in den Menschen, die sich tagtäglich für Europa einsetzen.
Europa lebt vor Ort. Das hören wir heute durch viele gute Beispiele. Eurokritiker haben ja derzeit Konjunktur. Nun kann man immer alles besser machen. Viele machen sich Sorgen um die Zukunft der Europäischen Union. Dabei wird oft auf die europäischen Institutionen geschimpft. Genauso oft wird vergessen, dass es die Mitgliedstaaten sind, die für vieles, was auf EU-Ebene nicht so läuft, wie es laufen sollte, verantwortlich sind. Da tröstet dann ein Blick auf die kommunale Europaarbeit.
Mein Eindruck ist: Europa vor Ort funktioniert bei uns in NRW hervorragend. Und das ist Ihr Verdienst. Dafür herzlichen Dank!
Viele engagierte Menschen bauen mit am Haus Europa. Das haben wir nun auch durch die Analyse der Uni Speyer schriftlich. Danke, dass Sie sich für Interviews zur Verfügung gestellt und Fragebögen ausgefüllt haben. Ich möchte mich insbesondere bei den Ehrenamtlichen in den Städtepartnerschaftsvereinen bedanken. Sie bringen über Grenzen hinweg, Menschen mit Menschen zusammen.
Über 1.000 kommunale Partnerschaften, Freundschaften und formalisierte Kontakte gibt es in unserem Land. Das ist ein riesiges Völkerverständigungsprogramm. Deshalb unterstützen wir gerne Ihre Städtepartnerschaftsarbeit, unter anderem mit unserer neuen Städtepartnerschaftsbroschüre. Im Rheinland ist ja alles, was häufiger als drei Mal stattfindet, Tradition. Ich finde toll, dass wir jetzt schon zum vierten Mal Europaaktive Kommunen auszeichnen können.
Mit den Preisträgern heute werden 41 Städte, Gemeinde und Kreise diese Auszeichnung tragen dürfen. Auch hier herrscht Vielfalt: Westfälische sind genauso vertreten wie rheinische, kleinere genauso wie mittlere und große. So war es erfreulicherweise auch in diesem Jahr.
Beginnen wir nun mit der Auszeichnung der Europaaktiven Kommunen des Jahres 2016
Düsseldorf
Wir fangen mit Düsseldorf an, nicht weil es unsere Landeshauptstadt ist, sondern weil sie nach alphabetischer Sortierung als erste dran ist. Es gäbe vieles über das europäische und internationale Engagement zu sagen. Wer kennt nicht das Frankreichfest? Im nächsten Jahr startet sogar die Tour de France hier in Düsseldorf. Etwas weniger bekannt ist vielleicht, dass es ein Projekt gibt, das 18- bis 30-Jährigen aus Toulouse die Möglichkeit gibt, ein Praktikum in einer Bibliothek oder am Theater zu absolvieren – und umgekehrt.
Beispielgebend ist auch der „Runde Tisch“, an dem Akteure aus Vereinen, Verbänden, Politik, Tourismus, Schulen, Konsulaten und weitere engagierte Bürgerinnen und Bürger zusammen die Städtepartnerschaftsarbeit voranbringen. Toll auch, dass die Stadtverwaltung sich eine „gesamtstädtische europäische Agenda“ gegeben hat und die Kräfte in einem Büro für Internationale, Europäische und Regionale Angelegenheiten bündelt. Gespannt sind wir auf die Soll-Ist-Analyse der EU-Fördermöglichkeiten. Das könnte ein Beispiel auch für andere Verwaltungen sein.
Es freut mich, dass sich unsere Landeshauptstadt stärker in den europäischen Städtenetzwerken einbringen will.
Insgesamt kam die Jury zu dem Schluss, dass es die große Leistung Düsseldorfs ist, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, sondern immer weiter Neues zu entwickeln. So auch in der Städtepartnerschaftsarbeit mit Südeuropa. Europa lebt nicht zuletzt von der Solidarität der Städte miteinander. Deutschland ist gut durch die Wirtschaftskrise gekommen. Aber in Düsseldorf hat man den Blick für die Nöte der andern nicht verloren. Ein viel zu großer Teil junger Menschen in Südeuropa ist arbeitslos. Düsseldorf hat sich solidarisch erklärt und ist eine Städtepartnerschaft mit Palermo eingegangen. Auch der Austausch mit Athen und Malaga über Wirtschafts- und Arbeitsmarktfragen sowie zur Flüchtlingspolitik ist vorbildlich.
Gemeinsam Lösungen zu finden, konkrete Unterstützung zu bieten, das zeichnet Ihr Engagement aus. Das ist gelebte eurokommunale Solidarität.
Deshalb, lieber Oberbürgermeister Geisel, darf ich Sie nun auf die Bühne bitten.
So vielfältig unsere Kommunen, so vielfältig auch unsere Preisträger.
Kranenburg
Wenn man dem Rhein dorthin folgt, wo er Deutschland verlässt und zu unseren niederländischen Freunden fließt, dann ist man ungefähr dort, wo unsere nächste Europaaktive Kommune liegt.
Sie ist nicht so groß wie Düsseldorf und auch nicht ganz so bekannt. Aber das kann ja noch kommen. Denn Kranenburg hat viel Zuzug in den letzten Jahren erhalten und engagiert sich stark für Europa. Wie überhaupt auffällt, dass unsere Grenzgemeinden wie selbstverständlich die Grenze nicht als Hindernis, sondern allenfalls als Ideengeber für gemeinsame Projekte auffassen. Die Grenzlage wird zum Standortvorteil.
Kranenburg ragt förmlich mit drei Seiten des Gemeindegebiets in die Niederlande hinein. Wegen der hohen Grundstückspreise in ihrem Heimatland zogen viele Niederländer nach Kranenburg. Damit aus dem Nebeneinander ein Miteinander wurde, musste auch den Kindern der Neu-Kranenburger ein Bildungsangebot gemacht werden. So kommt es, dass niederländische und deutsche Kinder in Kranenburg eine bilinguale Grundschule sowie – ganz frisch – auch eine bilinguale Realschule besuchen können. Die Unterrichtssprache, das Lehrpersonal und die Abschlüsse sind sowohl niederländisch, als auch deutsch. Dies ist einerseits der Verwaltung, aber auch engagierten Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken.
Darüber hinaus gibt es vieles, was Gemeinsamkeit schafft:
- Geschichtsarbeit zum Zweiten Weltkrieg, der hier als Schauplatz der „Operation Market Garden“ Spuren hinterlassen hat,
- der deutsch-niederländische Wandertag anlässlich des „Tages der Befreiung“,
- der Tag der Begegnung mit niederländischen und deutschen Kommunalpolitikern,
- die deutsch-niederländische Kunstroute
- und alle zwei Jahre wird der „Grenzland-Schützenkönig“ ermittelt.
Auch in der Städtepartnerschaftsarbeit zeigt sich Kranenburg innovativ. Mit der niederländischen Nachbargemeinde Berg en Dal ist Kranenburg vor rund zehn Jahren eine Städtepartnerschaft mit der Gemeinde Körmend in Ungarn eingegangen.
Das könnte ein Modell für viele andere sein, die Städtepartnerschaft lieber gemeinsam gestalten wollen, als alleine. Natürlich herrscht nicht immer nur „eitel Sonnenschein“ zwischen zwei Nachbarn. Das ist ja nie so. Aber wie mir berichtet wurde, hilft auch da der grenzüberschreitende Städtepartnerschaftsverein, wenn Dinge mal „auf dem kleinen Dienstweg geregelt werden müssen“.
Sehr geehrter Bürgermeister Steins, ich gratuliere Ihnen zu der Auszeichnung als Europaaktive Kommune NRW 2016 und darf Sie auf die Bühne bitten.
Südlohn
Wir alle wissen: Sprachen sollte man möglichst früh lernen. Dann behält man die Vokabeln besser und kann die Sprachkenntnisse lange nutzen. Das ist die Grundidee des Projekts „Die Nachbarsprache früh erlernen – buurtaal jong leren in Südlohn. Projektpartner sind neben der Gemeinde Südlohn, deren niederländische Nachbargemeinde Winterswijk, die niederländische Region Achterhoek, die von-Galen-Grundschule Südlohn-Oeding und die niederländische Partnerschule OBS Kotten.
Ein Teil des Lehrprogramms wird bilingual deutsch-niederländisch angeboten. Gemeinsam mit der Taaluni Nederland wurden Unterrichtsmaterialen entwickelt. Mittlerweile sieben Schulen im Kreis Borken machen es den Südlohnern nach. Mittel- und langfristig erwartet die Gemeinde positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und den Wirtschaftsraum der Grenzregion. Ähnlich wie zwischen Kranenburg und Bergen, gibt es auch zwischen Südlohn und Winterswijk enge freundschaftliche Beziehungen. So gibt es eine deutsch-niederländische Arbeitsgruppe der jeweiligen Gemeindeverwaltungen.
Dabei, den Grenzraum als Lebensraum erfahrbar zu machen, hilft die EUREGIO-Sprechstunde zu Themen wie Arbeit, Studium und Sozialversicherung. Überhaupt hatten die Südlohner und die Achterhoeker einen pragmatischen Zugang zum Thema Grenze. Vorbildlich wurden Grenzfragen schon in der Vergangenheit gelöst. So soll eine deutsch-niederländische Veranstaltungsreihe an die „Burloer Konvention“ erinnern. Sie beendete im 18. Jahrhundert auf friedliche Weise Grenzstreitigkeiten. Es wäre schön, wenn das auch woanders so funktionieren würde.
Kurzum: Die Grenze wird in Südlohn und Winterswijk nicht als Hindernis, sondern als verbindendes Element genutzt.
Dafür zeichne ich Sie im Namen der Ministerpräsidentin heute gerne aus. Herr Bürgermeister Vedder, kommen Sie bitte zu mir.
Weeze
Auf wessen Navi auf einmal der „York Way“ oder die „London Street“ auftaucht, der befindet sich nicht etwa auf der Insel, sondern in Weeze. Den nach dem Zweiten Weltkrieg hier stationierten britischen Truppen wurde mit der Straßenbenennung ein Stück Heimatgefühl geboten. Auch in dieser niederrheinischen Gemeinde steht die deutsch-niederländische Zusammenarbeit im Mittelpunkt der Europaarbeit. Das Angebot reicht von grenzüberschreitenden Konzerten, Theaterwochen, Ausstellungen, bis hin zu Beratungsangeboten zu den Themen Arbeit, Wohnen und Tourismus beiderseits der niederländisch-deutschen Grenze.
Gemeinsam wird über Themen diskutiert, die vor Grenzen nicht Halt machen, wie etwa Fracking, die Flüchtlingspolitik oder auch 70 Jahre Frieden in Europa. Wie überhaupt die Geschichtsarbeit breiten Raum einnimmt. Immer werden Kinder und Jugendliche mit einbezogen. Zum Beispiel dann, wenn Grundschüler aus Weeze am 5. Mai in Venray Bevrijdingsdag feiern und Venrayer Schüler am Gedenken anlässlich des Volkstrauertages in Weeze teilnehmen. Gemeinsam wollen beide Kommunen die „Liberation Route“ voranbringen: Entlang des Weges, den die Alliierten bei der Befreiung Deutschlands genommen haben, werden „Hörstellen“ aufgebaut, die über die damaligen Geschehnisse berichten.
Europa als Friedensprojekt wird hier hörbar!
Ein Ergebnis des Zweiten Weltkriegs war die Stationierung der Royal Air Force auf dem Flughafen Weeze. Heute wird der als drittgrößter NRW-Passagierflughafen genutzt. Und dort wird schon bald die ganze deutsch-niederländische Grenzregion für einen Tag versammelt sein. Am Limburgse Bestuurdersdag kommen rund 700 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Beigeordnete und Ratsdamen sowie Ratsherren beiderseits der Grenze zusammen um gemeinsam über die künftigen Herausforderungen zu diskutieren.
Ich wünsche schon heute viel Erfolg!
Also, es gibt viele Gründe, sehr geehrter Bürgermeister Francken, warum wir der Meinung waren, dass Weeze die Auszeichnung als Europaaktive Kommune 2016 verdient hat. Ich darf Sie zu mir bitten.
Werne
Sehr geehrter Bürgermeister Lothar Christ, unsere Veranstaltung heute kann natürlich nicht mit dem „Sim-Jü“-Fest in Werne mithalten. Ich hoffe dennoch, dass es Ihnen bei uns gefällt. Das „Sim-Jü“ ist die älteste und größte Kirmes an der Lippe. In unserem Zusammenhang heute ist wichtig, dass auch Vertreter aus den Partnerstädten eingeladen werden, sich auf kulinarische und sonstige kulturelle Weise zu präsentieren. Und, was mir besonders gefallen hat: Auch Geflüchtete machen mit.
Äußerst rege ist auch der Schüleraustausch zwischen Werne und den Partnerschulen in Großbritannien, Polen, Chile, Italien, der Schweiz und Peru. In den 40 Jahren des Bestehens dieses Austauschprogramms sind tausende Begegnungen entstanden. Und es entstehen gemeinsame Projekte: Schülerinnen und Schüler des Christopherus-Gymnasiums haben gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der französischen Partnerschule eine Ausstellung zum Ersten Weltkrieg entwickelt. In beiden Ländern wurde die Ausstellung gezeigt und soll bald auch in Polen zu sehen sein.
Häufig treffen sich die ehemaligen Austauschschüler auch noch in ihrem späteren Leben. Dafür spricht auch das rege Städtepartnerschaftsleben. Dieses wird ergänzt durch Partnerschaften der jeweiligen Museen, Bibliotheken, Kultur- und Sportvereine. Seit 1991 engagieren sich Bürgerinnen und Bürger im „Internationalen Club Werne“.
Überzeugend finde ich dessen Motto: „Unser Internationaler Club Werne ist ein großartiges Forum der Begegnung für Einwohner und Freunde der Stadt Werne, die Freude im Umgang mit Menschen aller Generationen über alle Landesgrenzen hinaus haben.“
Mein Eindruck ist: Das gilt für die ganze Europaarbeit der Stadt Werne, für die ich Sie, sehr geehrter Bürgermeister Christ, nunmehr gerne auszeichne. Bitte kommen Sie zu uns. Kommen wir nun zu den Sonderpreisen des Jahres 2016. Angesichts der großartigen Leistungen, die unsere Kommunen und ihre Bürgerinnen und Bürger bei der Integration von Geflüchteten tagtäglich vollbringen, haben wir eine neue Kategorie geschaffen.
Wir zeichnen erstmalig in diesem Jahr kommunale Integrationsprojekte mit einem Sonderpreis aus. Damit wollen wir die Menschen besonders ehren, die sich für andere einsetzen. Sie geben ein gutes Beispiel. Darauf können wir stolz sein. Diese Ehrung ist ein deutliches Zeichen gegen Hass und Gewalt. Wir setzen der Ablehnung Beispiele von Mitgefühl entgegen. Die Landesregierung steht an der Seite derjenigen, die Flüchtlingen helfen.
Bocholt
Sonderpreis für ein kommunales Integrationsprojekt
Die Sprache der Kunst wird auch ohne Sprachkurs verstanden. Bocholt hat sich mit dem „1. EU-Dialog“ um einen Sonderpreis beworben. Alle Partnerkommunen wurden zu einer Konferenz über die Situation und Entwicklung der Flüchtlinge eingeladen. Anschließend folgte eine gemeinsame Tour im roten Doppeldecker-Bus zu unterschiedlichen Kulturveranstaltungen, an denen auch immer Geflüchtete mitwirkten.
Im „Kunstcarrée“, beim Internationalen Kunstprojekt „Open Spaces – Under Construction – Zukunft bauen“ und dem 4. Internationalen Kinder- und Familienfest begegneten sich Verwaltungsspitzen aus den Partnerstädten, Geflüchtete und „Ur-Bocholter“.
Lieber Erster Stadtrat Waschki, gerne zeichnen wir Bocholt mit dem Sonderpreis für ein kommunales Integrationsprojekt aus. Bitte richten Sie auch einen herzlichen Gruß an Herrn Bürgermeister Nebelo aus.
Dortmund
Sonderpreis für ein kommunales Integrationsprojekt
Wer könnte Flüchtlinge besser beraten als diejenigen, die selbst einmal fliehen mussten?
Diese Erkenntnis führte in Dortmund zur Einrichtung eines Bachelor-Studiengangs „Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Armuts- und Flüchtlingsmigration“. Dabei handelt es sich um einen stark praxisorientierten Studiengang. Denn die Studierenden arbeiten gleichzeitig als Integrationshelfer.
Die Studiengruppe setzt sich aus multinationalen Teilgruppen zusammen. Deren sprachlicher und kultureller Hintergrund erleichtert den Kontakt zu Migrantinnen und Migranten. Seit dem Start zum Wintersemester 2014/15 wurden insgesamt 71 Studierende in Dortmund und anderen NRW-Städten eingesetzt. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Es freut mich, dass wir heute auch Studierende und Lehrende der Fachhochschule zu Gast haben. Die Fachhochschule hat gemeinsam mit der Stadtverwaltung den Studiengang entwickelt.
Ich darf nun die Sozialdezernentin der Stadt Dortmund, Frau Zoerner, zu mir bitten.
Stolberg
Sonderpreis für ein kommunales Integrationsprojekt
Für viele Geflüchtete steht der Wunsch nach einem Arbeitsplatz an oberster Stelle. Umgekehrt trägt Arbeit zur Integration bei. Während der von meinem Haus geförderten Europawoche hat die Stadt Stolberg eine Tagung mit Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik zum Thema „Migration und Arbeit“ durchgeführt. Ziel ist der Aufbau eines grenzüberschreitenden Ausbildungs- und Arbeitsmarkts der Euregio Maas/Rhein.
Die niederländisch-belgische Nachbarregion wird einbezogen, um sowohl auf Unternehmensseite, als auch auf Seiten der Geflüchteten Chancen zu eröffnen, die ein rein lokaler Arbeitsmarkt gar nicht bieten könnte. Für diese Initiative wünschen wir Ihnen viel Erfolg und verleihen Ihnen einen Sonderpreis für kommunale Integrationsarbeit. Ich darf nun die stellvertretende Bürgermeisterin der Kupferstadt Stolberg, Frau Wahlen, zu mir bitten.
Kommen wir nun zu den Sonderpreisen in den klassischen Kategorien. In diesem Jahr vergeben wir Sonderpreise in zwei Kategorien: „Leben und Lernen“ sowie „Vernetzen und Mitreden“.
Gütersloh
Sonderpreis in der Kategorie „Leben und Lernen“
Gütersloh hat sich gleich mit zwei Projekten für zwei Kategorien beworben. Ja, die Ostwestfalen sind schon clever. Zum einen mit der Praktikumsbörse in Gütersloh und zum anderen mit einem Geschichtsprojekt an einer Europaschule. Die Praktikumsböse ist ein Netzwerk zum Austausch und Anbieten von Praktikumsplätzen, das mittlerweile 14 Schulen in sieben Staaten umfasst.
In dem Netzwerk arbeiten Europaschulen, Unternehmen, Handwerk, Stadtverwaltungen und Universitäten eng zusammen. Das Netzwerk wächst immerzu. Neuester Zugang ist Barcelona.
Auch für das zweite Projekt möchten wir Gütersloh oder genauer gesagt Schülerinnen und Schüler aus Gütersloh prämieren. Diese haben gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus der Partnerstadt Châteauroux eine Ausstellung zur Erinnerung an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erarbeitet. „Dabei geht es nicht um die Erlebnisse der Soldaten an der Front, sondern vorrangig um das Leben der Zivilgesellschaft in der Heimatstadt“, sagen die jungen Ausstellungsmacher. Nach Frankreich und Deutschland wanderte die Ausstellung auch nach Polen. Man könnte also von einem
„kommunalen Weimarer Dreieck“ sprechen.
Lieber Bürgermeister Schulz. Wir meinen, beide Projekte passen gut zusammen in die eine Kategorie „Leben und Lernen“. Unsere Jury ist eben auch clever. Ich darf Sie auf die Bühne bitten.
Wir kommen nun zur Verleihung des Sonderpreises in der Kategorie „Vernetzen und Mitreden“
Herford
Sonderpreis in der Kategorie „Vernetzen und Mitreden“
Wer das Wort „Hanse“ hört, denkt vielleicht an Koggen, an den Piraten Störtebecker, Handelshäuser und eifrige Kaufleute. Natürlich ist das nicht falsch, aber es gibt auch einen neuzeitlichen Hansebund. Zu verdanken ist das der Stadt Herford. Herford ist Sitz und Geschäftsstelle der „Westfälischen Hanse“, des größten Regionalverbunds von Hansestädten in Europa. In dieser Funktion war die 38.000-Einwohner-Stadt im Jahr 2013 Ausrichter des Internationalen Hanse-Tages mit 280.000 Besuchern. 132 Hansestädte aus 16 europäischen Staaten präsentierten sich vier Tage lang.
Aber nicht nur im Vergangenen wollen die Herforder schwelgen. Sie haben der alten Tradition mit einem neu gegründeten „Wirtschaftsbund Hanse“ eine moderne Sinnstiftung verliehen. Diesem gehören mittlerweile 150 Mitglieder aus neun Staaten an. Die Mitglieder wollen die alten Werte des „Ehrbaren Kaufmanns“ in eine neue Zeit überführen und verfolgen dabei eine „Philosophie von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung in Wirtschaft und Gesellschaft“. Sie vernetzen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Verwaltung.
Für dieses Engagement verleihe ich der Hansestadt Herford den Sonderpreis 2016 in der Kategorie „Vernetzen und Mitreden“. Lieber Bürgermeister Kähler, ich darf auch Sie nach vorne bitten.
Meine Damen und Herren,
das war unsere Feier zur Verleihung der Auszeichnung „Europaaktive Kommunen in NRW 2016“.
Ich habe unheimlich viel gelernt und bin sehr beeindruckt, von den vielfältigen Leistungen, die Sie erbringen, um Europa vor Ort erlebbar zu machen.
So vielfältig unser Land, so vielfältig sind seine Kreise, Städte und Gemeinden.
So vielfältig ist Europa.
Ihr Engagement macht Europa aus. Ihre guten Beispiele, die ich hier kurz anreißen durfte und über die Sie an den Infoständen berichtet haben, zeigen: Europa lebt!
Hilfe für Geflüchtete, gemeinsame Geschichtsarbeit, grenzüberschreitende Zusammenarbeit beim Tourismus, in den Städtepartnerschaftsvereinen, bei Kunst und Kultur, gemeinsames Feiern, Trauern und Lernen – darin drückt sich die europäische Idee ganz konkret aus.
Das alles gibt es hier bei uns in NRW.
Dafür meinen herzlichen Dank. Bitte richten Sie meinen Dank auch an Ihre Projektpartner aus, die heute nicht dabei sein konnten.
Ich darf mich sehr herzlich bei der Jury bedanken, die uns in bewährter Weise unterstützt hat. Es ist ja eine Jury, die ganz überwiegend aus Mitgliedern der kommunalen Familie besteht. Auf Ihren Sachverstand können wir uns immer verlassen. Ein herzlicher Dank geht auch an das Landespolizeiorchester, das für die schwungvolle Untermalung gesorgt hat. Danke. Ich danke Ihnen allen für Ihren Einsatz für die europäische Idee, die hier so lebendig zum Ausdruck kam.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
Alle Preisträger bitte ich mit Ihren Urkunden nach vorne für ein gemeinsames Foto.