
Neue Gründerzeit: Nordrhein-Westfalen auf dem Weg zur führenden Start-up-Region
26. Januar 2021 | digital.talk NRW
Am 26.01. fand unter dem Motto „Neue Gründerzeit“ die fünfte Ausgabe des Digital Talks der Landesvertretung statt. Unter der fachkundigen Moderation von Dr. Martin Roos, Journalist und Autor aus Düsseldorf diskutierten Mirko Novakovic, Gründer und CEO von Instana, Iris Wilhemi, Geschäftsführerin des digitalHUB Aachen, Prof. Dr. Thorsten Wiesel, Lehrstuhl für Value-Based Marketing an der Universität Münster und Dr. Johannes Velling, Leiter der Gruppe Gründungen, digitale Impulse, Finanzierung im Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalens über Chancen und Risiken für die nordrhein-westfälische Start-up-Landschaft.
Nachdem Staatssekretär Dr. Mark Speich in seinen Einleitungsworten klargestellt hatte, dass es die Politik als ihre Aufgabe sehe, „Barrieren für Gründungen einzureißen“, lenkte Mirko Novakovic den Blick auf die Praxis. Der Gründer von Instana und Codecentric sieht den zentralen Unterschied zwischen dem Silicon Valley und der deutschen Start-up-Szene in der Fehlerkultur. Während in Deutschland oft der Perfektionismus die zentrale Rolle übernehme, würden in den USA Fehlschläge in die Planung mit einkalkuliert. Ein klarer Wettbewerbsvorteil: „Für Start-ups gibt es nichts Wichtigeres als schnell zu sein.“, so Novakovic. Dies setze eine Fehlertoleranz bei Kunden wie Unternehmen voraus. Gründerinnen und Gründer müssten lernen, Rückschläge als Motivation zu sehen.
Iris Wilhelmi betonte im Anschluss den außerordentlichen Erfolg der digitalHUBs in Nordrhein-Westfalen: Diese hätten ein Netzwerk von 2000 Start-ups aufgebaut. Die grenzüberschreitende Kooperation sei dabei ein entscheidender Vorteil in Aachen: „Die Grenzlage zu den Niederlanden und Belgien ist sehr hilfreich. So haben wir 130.000 Studierende im unmittelbaren Umfeld des digitalHUB Aachen.“ Ziel der digitalHUBs sei es Start-ups und den Mittelstand zu vernetzen, um so die Digitalisierung der Unternehmen zu unterstützen. Der digitalHUB selbst stelle dafür sowohl Arbeitsplatz als auch praktische Unterstützung zur Verfügung.
Auch Prof. Dr. Thorsten Wiesel betonte die Wichtigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit: „Unsere Strategie ist es das Ganze gemeinsam zu machen mit unseren Partnern, um ein Gründungs-Ökosystem in dieser Euregio zu schaffen.“ Zusätzlich gehe es auch darum, Entrepreneurship in allen Bereichen der Universitäten zu stärken, was beispielsweise durch fachlich versierte Scouts erreicht werden könne. Verbesserungsbedarf sieht er vor allem bei der öffentlichen Wahrnehmung: zentral sei es, einen Mythos zu erschaffen, der einen ganz neuen Startpunkt für den Gründergeist in Nordrhein-Westfalen setzen könne. Einen solchen Startpunkt könne beispielsweise die Übernahme von Flaschenpost durch den Oetker-Konzern darstellen.
Zum Abschluss der Runde berichtete Dr. Johannes Velling noch einmal ausführlich von den Stärken Nordrhein-Westfalens: „Wir haben auf der einen Seite eine unglaubliche Forschungsexzellenz und auch eine extreme Bandbreite an Unternehmen.“ Nachholbedarf sieht er in der Finanzierung von Start-ups. Aber auch dort scheint Nordrhein-Westfalen auf einem guten Weg. So warnte er die Venture Capital Gesellschaften: „Ich bin mir sicher, dass wir schon bald ein fear of missing out haben werden, wenn die Venture Capital Gesellschaften weiter in Berlin hängen bleiben und es versäumen nach NRW zu kommen.“
Was bleibt ist ein positiver Blick auf die Zukunft der nordrhein-westfälischen Start-up-Szene, wie Dr. Mark Speich zusammenfassend betonte: „Ich gehe sehr hoffnungsvoll aus dem Gespräch raus, auch wenn noch einige Aufgaben vor uns liegen.“