
Quo vadis, Europa? (20.09.2016)
Europa im Umbruch
Die von dem Brüsseler SZ-Korrespondent Daniel Brössler moderierte Podiumsdiskussion bestätigte, dass für die Zukunft Europas die politische Orientierung wichtiger ist, als der aktuelle institutionelle Rahmen. So interpretierte Roland Freudenstein, Politischer Direktor des Wilfried Martens Centre for European Studies in Brüssel, die aktuelle Stärke nationalistischer und EU-kritischer Organisationen als Beweis für die unterschätzte Bedeutung nationaler Identität in der EU. Aus einer deutsch-französischen Perspektive argumentierte Claire Demesmay, Programmleiterin für deutsch-französische Beziehungen bei der Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, dass in Frankreich die mit der Identität zusammenhängende Frage der Souveränität innerhalb der EU von zentraler Bedeutung sei. Die Idee, durch eine zunehmende Flexibilisierung eine Brücke zwischen Integration und Bewahrung nationaler Identitäten zu bauen, bewertete der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Bundesverband Dietmar Nietan, MdB, jedoch kritisch: gerade mit Blick auf den Brexit dürfe es nicht zu einem Rosinenpicken durch die Hintertür kommen, wo die Mitgliedstaaten nur jene Teile der Integration mitmachen, die ihnen gefallen. Einvernehmen bestand darin, dass die EU auch die aktuelle schwierige Phase überstehen werde. Auf dem Weg dahin sei allerdings vor allem Pragmatismus und der Mut zu kreativen Lösungen gefragt.
Die gut besuchte Veranstaltung fand als Teil einer Veranstaltungsreihe des Deutschen Polen-Instituts und der ZEIT-Stiftung in Kooperation mit der NRW-Landesvertretung statt, die sich im vergangenen Jahr bereits mit dem Verhältnis der EU zu Russland und mit der Krise in der Ukraine befasst hatte.