
Von Kuzorra bis Özil
Die Geschichte von Fußball und Migration im Ruhrgebiet
Gerald Asamoah setzt sein breitestes Grinsen auf, lehnt sich entspannt in seinen Sessel und lacht im Rhythmus der schwingenden Rückenlehne. Wann er Jogi Löw also als Nationaltrainer beerbt? „Jetzt, wo ich den Trainerschein habe, ist alles möglich“, sagt er augenzwinkernd. Das ist doch mal ein Anstoß für dieses muntere Spiel auf der Bühne der NRW-Landesvertretung: Neben Steffi Jones, der neuen Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft, macht sich Gerald Asamoah auf den Weg, der erste afrikanisch-stämmige Bundestrainer zu werden.
Ob es dazu kommt oder nicht: Der frühere Schalker Profi ist ein Mann für solch besondere Fälle. 2001 war er bereits der erste Afrikaner, der ein Tor für die DFB-Auswahl schoss. Keinem anderen Antragssteller wurde seinerzeit wohl je so schnell die deutsche Staatsbürgerschaft erteilt wie ihm; und das lag am wenigsten daran, dass er am 3. Oktober Geburtstag feiert – dem Tag der Deutschen Einheit. Ein Jahr später, 2002, wurde er mit der Nationalmannschaft Vize-Weltmeister.
Asamoah ist aber auch ein Mann des Worts. Und so kann er hier in Berlin – nicht nur vor Schalker Fans, sondern ebenso fröhlichen Fans des BVB, der Fohlen, des FC und einigen Leverkusenern – viel zum Thema Migration und Fußball beitragen. Weil er selbst auch angefeindet wurde. Erst bei der WM 2006 im eigenen Land „war egal, woher jemand kommt“. Und doch bleibt die Hautfarbe ein Thema: „Gewisse Idioten“, sagt er, „sind nicht zu ändern.“ Moderator Christoph Tiegel ließ in solchen Momenten viel Raum für Beifall aus dem Publikum.
Dietmar Osses, „Macher“ der Ausstellung und Museumsleiter des LWL-Industriemuseums, gibt einen pointierten Einblick ins Thema. Neben der tatsächlich erfolgreichen Integration in den Revierklubs nennt er viele Beispiele von „monoethnischen“ Vereinen, in denen aus der Türkei, Polen oder Kroatien stammende Spieler eigene Mannschaften pflegen. Gelsenkirchens Stadtdirektor Manfred Beck wirbt für das Schalker Talentscouting bei der jungen Zuwanderergeneration: „Das ist vorbildlich, wie der Verein auch auf Flüchtlingskinder zugeht.“