
Blick über den Tellerrand: Föderalismus und Integration
In seinem Grußwort unterstrich StS Dr. Speich, dass gerade der vergleichende Blick das Spannungsverhältnis von gewachsenen Traditionen und sich wandelnden Werten im Umgang mit Einwanderung und Integration deutlich mache. Der ehemalige Ministerpräsident und amtierende Vorsitzende des Forum of Federations, Prof. Milbradt, stellte seine Organisation als „lernendes Netzwerk“ vor. S.E. Stéphane Dion, Botschafter Kanadas, warb pointiert für die aktive und inklusive Gestaltung von Migration: “Diversity is a fact. Inclusion is a choice.“
Der erste Roundtable wurde durch einen Vortrag von Herrn Professor Seidle, Research Director am IRPP, Montreal eingeleitet. Darin stellte er die Rahmenbedingungen der Einwanderungspolitik Kanadas vor und gab einen Überblick über Strukturen und Programme im Bereich Integration Programs and Services. Die Fallbeispiele der wichtigsten Organisationen im Bereich des organisierten Islam zeigen, dass deren politische Beteiligung in erster Linie anlassbezogen stattfindet. In der Diskussion wurden vor allem die Faktoren erörtert, die dazu beitragen, dass trotz soziokultureller Ähnlichkeiten, erhebliche Unterschiede im Umgang mit muslimischer Immigration zwischen Kanada und Deutschland zu beobachten sind.
Im zweiten Roundtable stellte Herr Prof. Uslucan, Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen und stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrates für Migration und Integration, seine Analyse der Situation in Deutschland auf der Grundlage des SVR-Gutachtens „Viele Götter, ein Staat: Religiöse Vielfalt und Teilhabe im Einwanderungsland“ vor.
Staatssekretärin Serap Güler hob in ihrem Kommentar hervor, dass die Debatte mit den Zugewanderten auch um kulturelle Differenzen im Alltag geführt werden müsse. Frau Güler erläuterte das Vorhaben zur Etablierung einer Koordinierungsstelle „Muslimisches Engagement in Nordrhein-Westfalen“ als Dialogplattform zwischen Landesregierung und vielfältigen muslimischen Organisationen, Vereinen und Initiativen. Die abschließende Diskussion beleuchtete noch einmal die unterschiedlichen historischen Ausgangslagen für die Einwanderungsländer Kanada und Deutschland sowie Voraussetzungen für die Stärkung von Zugehörigkeit und das Gelingen von Integration. Die politische Debatte über Migration und Integration hat sich nach Auffassung einiger Diskussionsteilnehmer aber in den vergangenen Jahren erheblich weiter entwickelt. Sie Einigkeit bestand darin, dass die Möglichkeit föderaler Staaten, unterschiedliche und pragmatische Herangehensweisen zu entwickeln, von Vorteil sind.