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Foto: Landesvertretung NRW | Kevin Fuchs
5. Oktober 2022
Europa erlesen mit Jaroslav Rudiš
Der tschechische Autor Jaroslav Rudiš ist Eisenbahnmensch durch und durch. Bereits sein Großvater war Weichensteller, sein Onkel Fahrdienstleiter und sein Cousin Lokführer. Rudiš, eigenem Bekunden nach der erste Akademiker in der Familie, hat es indes zum literarisch schreibenden Dauerfahrgast gebracht, ständig unterwegs, ständig in Kontakt mit Menschen, ständig Stoff für Geschichten. Eine davon, sein Roman „Winterbergs letzte Reise“ ist auch ein Eisenbahnroman.
Das Werk handelt von der Bahnreise eines ungleichen Paares durch Mitteleuropa: Winterberg, einem fast hundertjährigen Greis, der dem Krankenbett ein letztes mal entflieht, um noch eine letzte wirkliche Reise zu unternehmen, und Kraus, einem Krankenpfleger, der den Sterbenden ganz buchstäblich auf seiner letzten Reise begleitet.
Der Roman ist voller Melancholie, Humor, Menschlichkeit, Lebendigkeit, bisweilen lustvoll, nicht ohne Situationskomik. Er lebt von der lebendigen ungekünstelt erzählenden Sprache: Ihn trägt das natürliche Parlando der Protagonisten mithin die Zwiesprache zwischen dem geschichtsversessenen Winterberg und dem Widerrede gebenden Krauss. Beide überschreiten mit dem Zug und in Gedanken Grenzen der Zeit und des Ortes.
Für Rudiš ist die Eisenbahn etwas Proeuropisches. Es sind die Schienen, die uns verbinden, auch bereits zur Zeit des Eisernen Vorhangs. Er erinnert sich an seine Kindheit, als in Prag die Menschen voller Fernweh den nach Paris fahrenden Express fotografierten, ohne je mitfahren zu können. „Die Eisenbahn transportiert die Zeit“, bemerkt Rudiš. Die heute gebräuchlichen Zeitzonen wurden überhaupt erst wegen des Bahnverkehrs eingeführt. Vorher hatte jede Stadt ihre eigene Zeit, Fahrpläne waren damit unmöglich. In seinem Buch „Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen“, einer Liebeserklärung an das Bahnreisen, betrachtet er diesen Aspekt näher.
Zum Autor
Jaroslav Rudiš – Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor – wurde 1972 in der damaligen Tschecheslowakei geboren. Nach dem Gymnasium studierte Germanistik, Geschichte und Journalistik. Als Journalismusstipendiat kam er nach Berlin, wo 2002 seit Erstlingsroman „Nebe pod Berlínem“ (Der Himmel unter Berlin) entstand. Neben Romanen und Prosa zeichnet Rudiš auch für Theaterstücke, Hörspiele, Operlibretti und Comics verantwortlich. Rudiš schreibt in tschechischer und deutscher Sprache. „Winterbergs letzte Reise“ ist der erste Roman, den Rudiš auf Deutsch geschrieben hat. Er wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Für sein Werk wurde er außerdem mit dem Usedomer Literaturpreis, dem Preis der Literaturhäuser sowie dem Chamisso-Preis/Hellerau ausgezeichnet.
Moderation
Durch den Abend führte in bewährter Manier Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros NRW.
Europa Erlesen
Der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen führt in Kooperation mit dem Literaturbüro NRW diese Literaturreihe durch, in der renommierte europäische Autorinnen und Autoren auftreten. Sie lesen aus ihren aktuellen Werken und diskutieren über zentrale europäische Fragen. Einen Schwerpunkt bilden jene Autorinnen und Autoren, die aktuell aus jenen Ländern stammen, die gerade die Europäische Ratspräsidentschaft innehaben.